Welche
Rarität: Aktuelle Lyrik einer indonesischen Autorin! Dorothea
Rosa Herliany schreibt mit weiblichem Selbstbewusstsein
gesellschaftskritische Lyrik, wenn auch in für indonesische Literatur
typischer verschlüsselt-andeutender Weise. Die mehrfach ausgezeichnete
Javanerin (geb. 1963) wohnt in der Nähe des Borobudur und ist
mit dem Künstler Damtoz Andreas verheiratet,
der ausdrucksstarke Bilder in Mixed-Media-Technik passend zu den
Texten schuf. Durch die bilinguale, multimediale, alle Sinne herausfordende
Darbietung in der vorliegenden Medienkombination wird das Büchlein
zum Ausgangspunkt für multi- und interkulturelle Begegnung und
Kommunikation. Weitere Hintergrundinformationen sowie bio- und
bibliografische Daten aller Beteiligten finden sich auf der beiliegenden
CD-ROM mit dem Multimedia-Konzept von Martina Claus-Bachmann; ISBN:
978-3-940080-10-3
Vorwort:
Dorothea Rosa Herlianys Poesie
Auch
wenn sich die Nationalliteratur der drittgrößten Demokratie der
Welt derzeit erst in dritter Generation formiert – die poetischen
Traditionen des Äquatorarchipels Indonesien sind Jahrtausende
alt. Seit wenigen Jahrzehnten vernimmt man in der indonesischen
Dichtung auch klare weibliche Stimmen. Die derzeit wichtigste
und ungewöhnlichste von ihnen gehört Dorothea Rosa Herliany. Als
Dichterin betrat die 1963 in Zentraljava geborene Autorin in den
Achtzigerjahren mit kraftvoller Lyrik die nationale Bühne der
Literatur. Ihre emotionale, direkte Sprache ließ nicht nur die
höflichen Indonesier aufmerken. Dorothea Rosa Herliany spricht
aus, worüber die indonesische Gesellschaft gerne schweigt: Ungerechtigkeit,
Gewalt, die schwierige Situation der Frauen. Wie viele postmoderne
Künstler Indonesiens betrachtet sie sich als rituelle Sprecherin
der Stimmlosen; ihre Gedichte sind keine bloßen Reflexionen, sondern
schmelzen subjektives Empfinden um ins über sich hinausweisende
Allgemeingültige. Statt poetischer Selbstbespiegelungen sehen
es Künstler wie sie als gesellschaftliche Aufgabe, verschwiegenen
Schmerz auszusprechen. Dennoch unterläuft ihre Sprache jeden ideologischen
Jargon und stellt sich quer zum Gefälligen. In ihrer Einzigartigkeit
gehört sie keiner der derzeit tonangebenden literarischen Strömungen
Indonesiens an, doch gerade deshalb wird diese originäre Lyrik
von den Literaten aller Lager hoch geschätzt. Nach zahlreichen
Ehrungen erhielt Dorothea Rosa Herliany 2006 mit dem Khatulistiwa
Preis den wichtigsten Literaturpreis Indonesiens. Auch international
fand ihre Lyrik als einer der wenigen weltliterarischen Beiträge
Indonesiens Beachtung und wurde vielfach übersetzt, außerhalb
Asiens vor allem in Australien, England und Deutschland. Nach
verstreuten Publikationen ihrer Gedichte (u.a. zum Berliner Poesiefestival
2003), die stets vom erfahrensten deutschen Kenner indonesischer
Lyrik, Berthold Damshäuser, übertragen wurden,
liegt nun eine erste einführende Publikation auf Deutsch vor.
Eine erfreuliche Möglichkeit, sich mit einem der wichtigsten Phänomene
indonesischer Gegenwartsliteratur vertraut zu machen, dem erstaunlichen
Chor weiblicher Stimmen in Dorothea Rosa Herlianys Gedichten.
Berlin im Juli 2009, Martin
Jankowski
Martin
Jankowski, Berliner Schriftsteller (geb. 1965 in Greifswald),
hat Essays und Nachdichtungen zu indonesischer Gegenwartslyrik
veröffentlicht, u. a. den zweisprachigen Gedichtband „Indonesisches
Sekundenbuch"; zahlreiche Literaturprojekte verbinden ihn seit
vielen Jahren mit Indonesien.
Inhalt
Vorwort von Martin Jankowski
Surat Lorena - Brief
an Lorena
Surat Nadia - Brief
an Nadia
Surat Julia - Brief
an Julia
Nikah Pisau - Vermählung
scharf wie ein Messer
Siapa Berjalan di atas
Cahaya - Wer schreitet auf dem Licht?
Nikah Pelacur Tak Punya
Tubuh - Vermählung einer Hure ohne Körper
Buku Harian Perkawinan
- Aus dem Tagebuch der Ehe
Elegi Sita - Sitas Elegie
Suatu Hari Bulan Juli
- Ein Tag im Juli
Sebuah Lukisan Surealis
- Ein surrealistisches Bild
Inhalt der CD-ROM