Rupert Sheldrake: Morphogenetische Felder (modifizierter Auszug)

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Rupert Sheldrake: Morphogenetische Felder (modifizierter Auszug)

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In der Psychologie lassen sich die Geistestätigkeiten als Felder interpretieren, die mit den physiko-chemikalischen Aktivitätsmustern im Gehirn interagieren. Aber diese Felder sind nicht auf das Gehirn beschränkt, sondern erstrecken sich über den Körper hinaus in die Umwelt hinein. Diese erweiterten mentalen Felder liegen der Wahrnehmung und dem Verhalten zugrunde. Sie ermöglichen es auch, dass sich «paranormale» Phänomene wie das Gefühl des Angestarrtwerdens so interpretieren lassen, dass sie als normal erscheinen. Das persönliche Gedächtnis kann als Selbstresonanz aus der Vergangenheit eines Menschen verstanden werden - man braucht nicht mehr davon auszugehen, dass alle Erinnerungen als flüchtige materielle «Spuren» im Gehirn gespeichert werden müssen. Eine weniger spezifische Resonanz mit unzähligen anderen Menschen in der Vergangenheit verbindet uns alle mit dem kollektiven Gedächtnis unserer Gesellschaft und Kultur und letztlich mit dem kollektiven Gedächtnis der gesamten Menschheit.
Persönliche und kollektive Gewohnheiten unterscheiden sich nicht von ihrer Art, sondern von ihrem Ausmaß her - beide beruhen auf morphischer Resonanz. Dieses neue Verständnis des Gedächtnisses könnte dem Verständnis des Lernens generell neue Impulse vermitteln und durchaus wichtige Anwendungsmöglichkeiten in Erziehung und Bildung zur Folge haben. Unterrichtsmethoden, die die morphische Resonanz von jenen Menschen maximieren, die in der Vergangenheit die gleiche Sache gelernt haben, könnten zu einem effizienteren und rascheren Lernen führen.
Die morphischen Felder sozialer Gruppen würden dazu beitragen, viele ansonsten rätselhafte Aspekte der sozialen Organisation zu erklären, wie das Verhalten gesellschaftsbildender Insekten, von Vogelschwärmen und von menschlichen Gesellschaften. Die Sozialwissenschaften könnten eine neue theoretische Grundlage erhalten, und neue Wege der Forschung würden sich auftun. Das Verständnis kultureller Formen als morphischer Felder würde ebenso unser Verständnis des kulturellen Erbes wie den Einfluss der Ahnen auf unser Leben revolutionieren. Richard Dawkins hat für die «Einheiten der kulturellen Übertragung» den Begriff «Meme» geprägt, und solche Memes lassen sich als morphische Felder interpretieren. Die morphische Resonanz würde auch ein neues Licht auf viele religiöse Praktiken und Rituale werfen. Selbst wissenschaftliche Paradigmen lassen sich als morphische Felder verstehen, die durch morphische Resonanz stabilisiert werden und dazu tendieren, zunehmend gewohnheitsmäßig und unbewusst zu werden, je häufiger sie wiederholt werden.
Der gesamte Kosmos erscheint mittlerweile als evolutionär. Die Felder von Atomen, Molekülen, Kristallen, Planeten, Sternen und Galaxien entwickeln sich, und wie die morphischen Felder biologischer Organismen ist auch ihre Evolution der natürlichen Auslese unterworfen. Die Hypothese der Formenbildungsursachen stellt somit eine Möglichkeit dar, den Entwicklungsprozess in der ganzen Natur und nicht bloß im Reich der Biologie zu erforschen.
Aber so allgemein die Implikationen dieser Hypothese auch sein mögen, gibt es dafür doch eine entscheidende innere Grenze. Sie mag zwar als Erklärung dafür dienen, wie Organisationsmuster wiederholt werden - aber sie erklärt nicht, wie sie überhaupt entstehen. Sie lässt die Frage der evolutionären Kreativität offen. Die Idee von den Formenbildungsursachen ist mit einer Reihe verschiedener Theorien von Kreativität vereinbar, die von der Vorstellung, alles Neue sei letztlich eine Frage des Zufalls, bis hin zur Idee der göttlichen Kreativität reichen....